Erinnerungen fьr mein Enkelkind.

Manuskript Frau B., Ende April 1945

 

"Als Du geboren wurdest, mein geliebtes, kleines Enkelkind, hatten wir schon 4 und ein halbes Jahr Krieg.

 

Deine Heimatstadt Dresden war noch eine schцne, stolze Stadt, eine anmutig- adlige Barockstadt, wie ein Presseschreiber sie spдter einmal nannte.

 

Sie war eine der schцnsten Stдdte des schцnen deutschen Landes. Die Elbe durchfloя sie, mдchtige Brьcken ьberspannten den Strom und trugen Zьge, Straяenbahnen und Autos. Reges Leben war in der Stadt. Unsere schцne stattliche Prager Straяe mit den schцnen Schaufenstern in Friedenszeiten, die alles das boten, was das Leben schцn machte! Der Altmarkt mit dem schцnen Denkmal der Germania, zur Erinnerung an den siegreichen Feldzug 1870/71 und die Unterwerfung des Erbfeindes Frankreich. Е

  

Reges Kunstleben, fleiяiges Geschдftsleben, friedliches Bьrgerleben, das war Deine Geburtsstadt, als Du das erste Mal Deine Augen aufschlugst.

 

Im schцnen Schweizer Viertel war es, das genau 13 Monate spдter ein Schutt- und Trьmmerhaufen wurde, wie die ganze Stadt, in der Du Dein Leben begannst.

 

Ahnungslos brachte Dich Deine Mutter abends ins Bettchen, in das kleine braune, ach, das schon recht kriegsmдяige Gitterbettchen.

 

Nichts sagte ihr, daя es das letzte Mal sein wьrde. Und als sie Dich einige Stunden danach wieder aufnahm bei den ersten Tцnen der Sirene, wuяte sie nicht, daя sie nie mehr in das Zimmer zurьckkehren wьrde, nie mehr diese Mцbel, diese Betten wiedersehen wьrde, in deren einem damals sie selbst das Licht der Welt erblickt hatte. Е"

Zurьck

 

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